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Zahnarzt Dr. Gerner

Zahnerhalt und Zahnersatz, mikroskopische Wurzelbehandlungen

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Personzentriert

Leben mit Carl III

28.02.10 by Wolfgang Gerner

Die zahnärztliche Behandlung ist nicht nur für manchen Patienten die Hölle, auch der behandelnde Zahnarzt kann solche Situationen in seiner beruflichen Tätigkeit als außerordentliche Herausforderung erleben. Man könnte auch von Stress sprechen, teilweise wäre Angst das richtige Wort. Dieser Kehrseite der Behandlung von Angstpatienten wurde nur in einigen wenigen Studien nachgegangen. Eine dieser seltenen Arbeiten hierüber ist die Diplomarbeit der Psychologin Hella Heering-Sick, deren Ergebnisse in den Beitrag Patientenangst im Erleben von Zahnärzten mit unterschiedlichen Persönlichkeitshaltungen mündeten. Ziel der Studie war es herauszufinden, wie die betroffenen Zahnärzte die Belastung erleben und wie sie damit umgehen. Unter den Reaktionen der Kollegen waren die Antworten Ich werde übervorsichtig an erster Stelle genannt, dahinter folgen Ich werde abgespannt und müde , Ich werde nervös und Mein Puls beschleunigt sich. Damit könnte mancher Patienten gut leben. Spannender ist jedoch folgende Aussage, die ein Viertel der befragten Zahnärzte machten: Meine Arbeit wird ungenauer. Bedrohung ängstlicher Zahnarzt?

Und wie hilft sich Zahnarzt nun aus dieser Klemme? Natürlich darf hier die Anwendung von mehr Lokalanästhesie nicht fehlen, interessanterweise nimmt die Spritze aber nur den zweiten Platz ein. Als sehr erfolgversprechend und von 82% der Befragten angegeben galten hingegen Mehr Gespräche erklärender und beratender Art. Damit scheint nicht nur Patient aus einem mit Empathie und Wertschätzung geführten Gespräch vor der Behandlung seinen NUtzen zu ziehen, sondern auch Zahnarzt. Verkehrte Welt? Nein, nur Wasser auf die Mühlen des amerikanischen Psychologen und Therapeuten Carl Rogers und seinen personzentrierten Ansatz.

Kategorie: Personzentriert Stichworte: Personzentriert

Drei Monate später

21.02.10 by Wolfgang Gerner

Die Behandlung der beiden Backenzähne war vor drei Monaten abgeschlossen worden, jetzt gäbe es einen neuen Befund. Die Patientin bittet um eine zweite Meinung, in Wirklichkeit ist sie außer sich. Gehts es weiter mt dieser Zahngeschichte, den Allergien, den ganzen Unfassbarkeiten?

Zurück zu unserem Bestellbuch. Als ich den Namen lese bin ich eher neugierig als skeptisch, da ich den Fall als einen der interessanteren abgespeichert habe. Die Möglichkeit wieder drauf schauen zu können nehme ich deshalb gerne war. Ging mein Behandlungskonzept auf, lief alles glatt – gabs Stress und wenn ja welchen? Jedensfall begegne ich der Patientin einigermaßen aufgeräumt. Sie hat Kontrollaufnahmen unserer Wurzelfüllungen mitgebracht, darauf sei ein unerklärlicher Fleck, den ich mir bitte anschauen solle. Hinter dem forderden Ton höre ich ein gerüttetes Maß an Verzweiflung, eigentlich genau gleich wie im November, als wir die Behandlung übernommen und später abgeschlossen hatten. Ich betrachte die Aufnahme und komme zu dem Schluß, daß es bei dem fraglichen Befund nicht um eine Aufhellung handelt, sondern um eine ortstypische Schattierung, von der unregelmäßigen Beschaffenheit der Spongiosa herrührend. Keine klinische Symptomatik, alles recht ordentlich. Unsere Patientin bleibt zunächst skeptisch, ganz langsam kehrt etwas Zuversicht zurück. Doch alles in Ordnung? Aus unserer Sicht ist jedenfalls alles soweit so gut. Trotzdem bin ich skeptisch und biete der Patientin an, nochmals die Krankengeschichte durchzugehen, um das Ganze zu einem guten Ende zu bringen. Eine dreiviertel Stunde später stellt sich die Geschichte etwas genauer dar. Eine große Belastung im Job, gerade noch die Kurve gekriegt. Parallel dazu Zahnprobleme von der rästelhaften Sorte. Erst oben, dann unten. Karies unter Kronen, Neuanfertigungen. Und während sich die Wogen im Job langsam glätten, die Zahnschmerzen bleiben. Oben, unten, mal hier, mal da. Der Allergologe wird ins Boot geholt und der HNO-Arzt, der Hausarzt ohnehin. Termine, Verdachtsdiagnosen, Ratlosigkeit. Und als ob das nicht reichen würde dann noch der Wurzelbehandlungsspezialist.

Kann ich hier als Experte für Wurzelkanalbehandlungen die Kohlen aus dem Feuer holen? Zumindest einige. Zunächst wird natürlich die technisch einwandfrei ausgeführte Wurzelbehandlung dahingehend für Ruhe sorgen, daß typische Probleme ausgehend von einer bakteriellen Kontamination des Wurzelkanalsystems weitgehend egalisiert werden können. In Fällen, in denen wir die Behandlung nicht konzipiert, sondern übernommen haben, bleibt die Frage übrig, ob eine sorgfältige Diagnose gestellt wurde. Oder anders formuliert: Hat die Wurzelbehandung sein müssen? Eine klare Antwort wird sich in den wenigsten Fällen finden, zu viel Zeit ist vergangenen in denen an zu vielen verschiedenen Schräubchen gedreht wurde. Die vergebenen Chancen kann auch der personzentrierte Ansatz nicht zurückbringen. Er kann für die Patientin aber eine Hilfe sein, das Beste aus der Sache zu machen.

Kategorie: Personzentriert, Vermischtes Stichworte: Personzentriert

Leben mit Carl II

27.09.09 by Wolfgang Gerner

Demnächst ist Mittagspause und Pizza essen im Da Vinci mit der kleineren Urlaubsmannschaft. Noch rasch Frau X verabschieden und los. Ein Blick ins Wartezimer, neben Patientin X, einer älteren Dame, sitzt dort eine weitere Person mit der ich nicht gerechnet habe. Haben wir jemanden vergessen? Nein, werde ich von Anne aufgeklärt, es handle sich um die Schwiegertochter der Patientin, die hätte die Taxifahrerin gegeben. Schön.

Mit dem Röntgenbild in der Hand gehe ich ins Wartezimmer, bespreche mit der Patientin den Befund und will mich gerade verabschieden, als die Begleiterin sich an mich wendet. Ob ich auch nach Ihrem Zahnproblem schauen könnte, sie hätte Schmerzen seit vielen Jahren. Könne sie einen Termin bekommen? Gerne antworte ich, sie können aber auch gleich drankommen. Einerseits sehe ich zwar schon die Pizza vor meinem Auge vorbeifliegen, andererseits bin ich neugierig, da war was. Sie würde aber gerne auch nochmals kommen, insistiert die Begleiterin, das sei kein Problem. Patientin X klinkt sich ein, bleib doch da, dann müsse man auch nicht extra herfahren. Mitunter herrlich pragmatisch, diese älteren Leute.

Die „neue“ Patientin berichtet über Schmerzen seit vielen Jahren auf der linken Seite, der letzte Behandlungsversuch sei von ihr erst unlängst abgebrochen worden, ein Zahn wäre mit Zement versorgt worden. Röntgenbild und Vitalitätsprobe sind unauffällig, dafür ist der Funktionsbefund spektakulär. Kein Muskel der nicht mindestens druckdolent ist, teilweise weicht die Patient schon bei der bloßen Berührung aus. Ob sie eine Schiene getragen hätte? Ja, antwortet sie und sie wisse auch um das Knirschen und Pressen, es ginge schon seit ewigen Zeiten so. Ich fasse meine Untersuchung zusammen und referiere noch über das Wesen der Cranio-manibulären Dysfunktion. Ob sie gerade mehr knirscht als sonst, ob sich etwas verändert hätte, in der Firma, in der Familie? Sie antwortet leise, mit dünner Stimme. Schleichend, kaum merklich vollzieht sich während unseres Gesprächs ein Wandel: an die Stelle der resoluten Patientin, energisch und bisweilen fordernd auftretend, tritt immer mehr die besorgte Mutter, ratlos und unendlich traurig. Ein Problem in der Familie und die Lösung in weiter Ferne. Und während die Behandlungen ohne Erfolg seinen würde sich derjenige immer mehr zurückziehen, die Hilfe ablehnen …. sich stumm zur Wehr setzen.

Unser Gespräch endet nach knapp 45 Minuten. Und geht mir in den kommenden Stunden nicht mehr aus dem Kopf. Freue mich über die vermeintliche Lösung des Zahnproblems, denke an die unendlichen Möglichkeiten der personzentrierten Beratung. Am Abend Supervision mit der Gattin. Was tun? Ein weiteres Gespräch anbieten? Am nächsten Tag fasse ich mir ein Herz und rufe die Patientin an. Ich biete ihr eine Fortsetzung des Gesprächs im Rahmen einer Beratung an. Zunächst ist sie überrascht, dann neugierig, schließlich interessiert. Sie müsse jedoch erst die Stundenpläne der Kinder abwarten, schließt sie ab, und will sich dann telefonisch melden. Dabei bleibt es. Rogers hat hierzu folgendes formuliert: Um sich weiterzuentwickeln, Neues zu erproben zu können, „setzt der entfaltende Aspekt der Aktualisierungstendenz die ausreichende Gewährleistung des erhaltenden Aspekts voraus“ oder kurz: erst die Termine, dann das Vergnügen.

Leben mit Carl.

Kategorie: Personzentriert Stichworte: Personzentriert

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