Die elektronische Längenbestimmung gilt zwar als Mittel der Wahl zur Ermittlung der Arbeitslänge, bei der Behandlung von überkronten Zähnen ist sie jedoch, vornehm ausgedrückt, recht anstrengend. Grund ist die gute Leitung der Metallkronen, die auch trotz Kofferdamisolierung für Leitungsbrücken und krasse Meßergebnisse sorgt. Auch im vorliegenden Fall eines oberen seitlichen Schneidezahns war allenfalls ein Näherungswert darstellbar. Bleibt die gute alte Masterpoint-Aufnahme (Bild oben). Hierbei wird ein Guttaperchastift eingemessen und röntgenolgisch kontrolliert. Unserer schaut knapp über die Wurzelspitze hinaus, er ist also etwas zu lang. Das ganze wird mittels der paper-point-technique überprüft und der Stift mit einer Schere gekürzt. Jetzt passt es genau richtig (Bild unten): Die Wurzelfüllung endet innerhalb der Wurzelkontour, begrenzt von einer sehr feinen schwarzen Linie.
Grundlagen
professionelle Zahnreinigung
Warum werden weiße Zähne braun? Proteine aus dem Speichel bilden einen feinen Überzug auf den Zähnen, das „pellicle“. Die allgegenwärtigen Bakterien nutzen diese Schicht um die Zähne zu besiedeln. Daran ist zunächst nichts auszusetzen, denn mit Karies hat das noch nichts zu tun. Eher mit Schönheit. Pigmente aus der Nahrung lagern sich in diese Beläge ein, fertig sind die verfärbten Zähne (Bild oben). Wir empfehlen unseren Patienten in diesen Fällen eine professionelle Zahnreinigung. Die erinnert ein Stück weit an eine Waschmaschine. Vorwaschgang, Hauptwaschgang, dann blitzten die guten Stücke wieder. In der ersten Sitzung werden Beläge mit Ultraschall und Polierkelch sorgfältig entfernt, nicht zu vergessen die Instruktion des Patienten zur Optimierung seine häuslichen Pflegegewohnheiten. In der zweiten Sitzung gehts in die Feinarbeit. Ziel sind dieses Mal die Reste aus der ersten Sitzung (schwarze Vierecke im mittleren Bild) und eine weitere ordentliche Portion Mundhygiene-Motivation.
Das kostet Geld und funktioniert (Bild unten). Und ist kaum anstrengender als den Deckel der Waschmaschine aufzumachen, das Zeug reinzustopfen und ….
Zyste?
Kreisrunde dunkelgraue Schatten im Bereich der Wurzelspitze (sog. „apikale Läsionen“) eines Zahnes werden schon mal als Zysten bezeichnet. Das ist nicht korrekt und hört sich eher nach Verlegenheitsdiagnose an, als nach medizinischem Sachverstand. Richtig ist daß a, die Diagnose Zyste nur nach feingeweblicher Aufarbeitung zulässig ist und deshalb b, eine Röntgenaufnahme maximal einen Verdacht auslösen kann. Da nützt es es auch nichts wenn, obwohl etwas genauer, von radikulärer Zyste gesprochen wird.
Hinter einer Aufhellung steckt in über 2/3 der Fälle ein sog. Granulom, also harmloses Entzündungsgwebe. In rund 15% der Fälle handelt es sich um eine „odontogene Zyste“, also eine von Zahngewebe ausgehende Zyste. Differenzialdiagnostisch könnte es sich dann um eine echte Zyste oder eine Taschenzyste handeln. Der fundamentale Unterschied: echte Zysten haben keine Verbindung zum Wurzelkanal des betroffenen Zahnes, Taschenzysten schon. Was die Therapie angeht tut das zunächst nichts zur Sache: Das Mittel der Wahl ist in beiden Fällen die orthograde Wurzelbehandlung. Taschenzysten heilen nach einer lege-artis Behandlung ab, echte Zysten zu einem überwiegenden Teil auch. So zumindest schreibt Nair 1998 in seiner oft zitierten Arbeit „New perspectives on radicular cysts. Do they heal?“ Deshalb war das Vorgehen im gezeigten Fall durch und durch „normal“. Eröffnen des Pulpenkavums, Entfernen des abgestorbenen Gewebes und sorgfältige Desinfektion mit Chlorbleiche. Die Wurzelfüllung erfolgte in der zweiten Behandlungssitzung, der Verschluß der Krone wurde mit Kunststoff („Composite“) durchgeführt. Das weitere Vorgehen: Abwarten und eine Kontrollaufnahme in spätestens einem Jahr. Fortsetzung folgt.
Modellguß
Modellgußprothesen, gerne auch Klammerstahl genannt, gelten als robustes Mittel Zähne zu ersetzen ohne allzu tiefe finanzielle Lücken zu hinterlassen. Ob deshalb der „Stahl“ in vielen Dentallabors das ungeliebte Kind ist? Für Patient und Zahnarzt heißt das regelmäßig Stress bei der Einprobe und Geduld bei der Eingewöhnung der neuen Arbeit. Die Alternative heißt Klaus Dittmar. Seine Modellgußarbeiten (Bild) sind äußerst paßgenau und bei aller geforderten Stabilität sehr grazil. Also eben genaus so wie´s sein soll. Fortsetzung folgt.
Perforation
Perforationen sind kein Spaß. Nicht im Seitenzahngebiet und schon gar nicht in der Front. Was ist passiert? Beim Aufbohren des Zahnes wurde die Zahnwurzel durchbohrt und so die Unversehrtheit der Wurzeloberfläche verletzt. Je nach Lage der Perforationsstelle ergeben sich unterschiedliche Konsequenzen. Hier erwischte es den „rechten oberen Einser“. Im ersten Arbeitsschritt haben wir den Zahn aufbauversorgt und die Perforationsstelle von innen mit Guttapercha (Kreis) abgedeckt. Nun geht´s an den Verschluß der „Perf“, der in diesem Falle mit Composite erfolgt. Wichtig ist nach unserem Dafürhalten ein optimal zugängiges Arbeitsfeld, denn nur trockene und übersichtliche Verhältnisse garantieren eine zuverlässige Verarbeitung dieses empfindlichen Kunststoff-Materials. In Anbetracht der Lage direkt am Zahnfleischrand entschieden wir uns für einen voll-mobilisierten Zahnfleischlappen („access flap“). Im Gegensatz zur chirurgischen Kronenverlängerung sollte der Zahnfleischrand bei dieser Operationstechnik nach der Ausheilung in der ursprünglichen Lage verbleiben. Eine Veränderung im Sinne einer Verlängerung der Krone ist nicht im Sinne des Erfinders Operateurs. Fortsetzung folgt.
paper point technique
Die Bestimmung der Länge eines Zahnes ist zunächst recht einfach. Lineal an den Zahn halten, ablesen, fertig. Alternativ das Lineal an das Röntgenbild des betreffenden Zahnes halten, das tut weniger weh… Mit der Bestimmung der Arbeitslänge in der Wurzelkanalbehandlung hat das aber wenig zutun. Die Arbeitslänge ist der Abstand von einem sogenannten Referenzpunkt im Bereich der Krone bis zu demjenigen Punkt, an dem die Aufbereitung endet. Neben der elektronischen Längenbestimmung (Beitrag hierüber später) setze ich oft die paper point technique ein. Das Prinzip: im Kanal des Zahnes bleibt die Papierspitze trocken, außerhalb des Zahnes nimmt die Papierspitze Feuchtigkeit auf, wie z.Bsp. etwas Blut. Stimmt die „Länge der Papierspitze“ mit der Arbeitslänge überein, wird die Wurzelfüllung dort enden wo sie enden soll: im Wurzelkanal und nicht im Kieferknochen. Im anderen Fall ist eine Korrektur fällig. In unserem Beispiel geht es um einen oberen seitlichen Schneidezahn („oberer Zweier“). Die Kontrollaufnahme zur Lage des Stiftes vor der Wurzelfüllung sieht ordentlich aus (Bild oben links). Abmessen der Länge des Stiftes (Bild unten links) und des paper points (Bild unten rechts) mit der Meßlehre (in unserer Praxis „Lineal“ genannt). Der Guttaperchastift der später die Grundlage der Wurzelfüllung bildet wird auf diese Länge überprüft.. und eingesetzt. Die Kontrolle schaut gut aus (Bild oben rechts), das wird funktionieren.