Da sind eben andere Dinge wichtiger. Zum Beispiel eimerweise Zeug in den Haaren verteilen, das wir früher „wetgel“ nannten. Heißt jetzt „shock waves“. „Zahnpasta“ heißt immer noch „Zahnpasta“ und ist in einem speziellen Altersfenster mitunter recht unschick. Und da leidet der eine oder andere Zahn schon arg darunter. Hat der betreffende Zahn bereits größeren Schaden genommen, steht auch mal eine Überweisung an. Dann steht gerne Muttern mit im Behandlungszimmer um die weiteren Modalitäten zu besprechen, der arme Sünder sitzt meist teilnahmslos dabei und harrt der Dinge die da kommen. Mit der „be-küssed“-Aktion macht sich die ArGe für Jungendzahnpflege auf, den Zahnputz der 13 bis 18-jährigen zu verbessern. Eine lobenswerte Aktion, wir drücken die Daumen!
Fundstücke
mondphasenorientiert-Fortsetzung
Unlängst traf die angeforderte Meliamint-Zahnpasta ein. Grausamkeiten immer an den Beginn: es ist nicht die Zahnpasta, auf die Zahnputzer gewartet hat. Aber der Reihe nach. Die Plastiktube macht zunächst einen ordentlichen, man kann sagen einen wertigen Eindruck. Dieser gerät beim Studium des Textes auf der Rückseite schnell ins Wanken. „Der beste Schutz gegen Plaques und Karies sind saubere Zähne und gesundes Zahnfleisch“, beginnt der im Verlauf etwas länglich geratene Text und läßt Wortklauberer erstmal stutzen. Sicherlich sind Plaques und Karies die Grundübel von geschwollenem Zahnfleisch und löchrigen Zähnen, keine Frage. Dagegen helfen aber weniger saubere Zähne oder gesundes Zahnfleisch, sondern vielmehr eine perfekte Zahn- und Mundhygiene. So ist das. Auf der Zahnbürste hinterläßt Meliamint zunächst einen etwas grauen Eindruck, der sich beim näherem Hinsehen als zartes Grün herausstellt. Bestimmt der „Meeresalgenauszug“. Also ab in die Speisekammer. Zähneputzen ist nach meiner Erfahrung kein sinnliches Erlebnis. Und das wird auch nicht besser wenn die Zahnpasta über einen mehligen, ja dumpfen Geschmack verfügt. „Der frische Pfefferminz-Geschmack verleiht einen angenehm kühlen Atem“ verspricht der Tubentext, was für Zahnpasta-Tester nicht nachvollziehbar ist. Dazu schäumt Meliamint praktisch nicht und scheint sich im Mund deshalb sofort in ihre Bestandteile aufzulösen. Das beobachtet Testputzer am deutlichsten bei der Anwendung der Sonic-Zahnbürste. In der „klassischen“ Bass-Technik tritt dieser Effekt nicht derart deutlich zu Tage. Nach dem Zähneputzen ist zwar nicht wie vor dem Zähneputzen, aber auch nicht viel mehr. Fazit: Kostbare Inhaltsstoffe machen die Meliamint zu einer hochwertigen Zahnpasta – in einer Studie der Uni Dresden konnte sie nachweislich entzündungshemmend abschließen. Ihre Anwendung ist aufgrund des bescheidenen Spaß-Faktors eher problematisch und daher mehr für hartgesotten-kontrollierte Zahnputzfanatiker geeignet.
experimental dental school
Kommentator findet, dass zu guter Stimmung auch ordentliche Musik gehört. Das stimmt. Passend zum schnurrigen Ambiente herrschen dort jedoch sanftere Töne vor.
Dank an Titus für den dufte link!
Loch im Milchzahn
Mitten in der Süddeutschen Zeitung von heute ist ein Spezial „Medizin & Gesundheit versteckt (leider nicht online). Es geht um Zähne, genauer um die Lieblingsthemen „Strahlendes Weiß“ (Bleaching), „Wie gefährlich sind Plomben wirklich“ (Amalgamfüllungen) und last but not least: „Hypnose statt Narkose“ (Behandlungsphobie). Also sind wieder die absoluten Dauerbrenner dran. Fehlt nur noch „Laser“ und „Implantate“, dann wäre die Liste vollständig. Aber zurück zur „Hypnose statt Narkose“. Jemand den das gar nicht ficht ist P. Ein Brot mit finderdick Marmelade ist genausowenig ein Problem wie ein Loch im Milchzahn. Also ab zum Zahnarzt. Vor der Zahnbohrung gibts ein selbstgemaltes Bild für den Dentisten, dem das Herz aufgeht. Aber bei aller Liebe, zwei Bilder sind genug. Wir haben deshalb heuer ausgemacht, dass die neuen Zähne nicht gebohrt werden.
Gib alles P.!
gute Stimmung
Es wurde schon das „Paradies der schwarzen Badehosen“ genannt. Weil so viele Architekten da seien und solche die es mal werden wollen. Was auch da ist läßt sich schwer in Worten fassen. Ich würd´s mal gute Stimmung nennen, wenn nicht die gute Stimmung. Wir kommen gerne am Frühjahrsanfang, so als Belohnung für die überstandene kalte Jahreszeit. Bleiben zwei Tage und bewegen uns nicht von der Stelle. Abwechslung auf der Heimfahrt: ein weiteres Werk des genialen Meisters. Leider steht die Eröffung der jüngsten Ausstellung erst noch an, alleine der Titel (Bild) macht Glauben, bei Nichtbeachtung Spannendes zu versäumen.
Wunderglauben
Sommer 1593. Am Abend des 16. Jahrhunderts lockt eine unglaubliche Entdeckung Gelehrte wie Neugierige in ein kleines schlesisches Dorf: der Pfarrer des heute vergessenen Weilers entdeckt einen Goldzahn im Mund eines Knaben. Die Nachricht verbreitet sich schnell und bald entbrennt ein Streit unter den Gelehrten um die Herkunft des besonderen Zahnes. Was für die einen ein Wunder der Natur ist, versuchen die anderen als Scharlatanerie zu entlarven. Aber niemandem gelingt es, einen Schlusspunkt an das Ende der Geschichte zu setzen. Im Gegenteil: sie ist eine der Wundergeschichten, die sich Spuren hinterlassend bis heute durch die Jahrhunderte zieht.
Robert Jütte´s Buch über den Jungen mit dem Goldzahn ist eine abwechslungsreiche und spannend geschriebene Kulturgeschichte des Wunderglaubens. Akribisch recherchiert und in bilderreiche Sprache umgesetzt gelingt es dem Autor, dem Leser die Gedankenwelt der Menschen der Vormoderne nahe zubringen. Durch die Einbindung wichtiger Zeitzeugnisse in die Darstellung der Wundergeschichten vermag der Autor einen Rahmen der Verständlichkeit für diese Ereignisse zu schaffen, die aus heutiger Sicht absurd oder skurril erscheinen. So entsteht durch zahlreiche Quellenverweise eine dichte und stimmungsvolle Atmosphäre die jenen Leser ansprechen wird, der nicht nur Freude an Geschichte, sondern auch an Geschichten hat. Absolut lesenswert.