Samstag- Morgen 7 Uhr und die erste Lese beginnt. Seit Januar pflege ich 10 ar Trollinger im Cannstatter Zuckerle. Es ist eine rund 30 Jahre alte Anlage in Steillage, rund 15 Trockenmaueren ziehen sich den Hang hoch und bilden das Rückgrat für die Terrassen in denen die Reben stehen.
Kurz nach 9 Uhr treffen die ersten Helfer ein. Die Lesetruppe besteht aus alten Freunden von Katja und mir, alle neu in diesem Handwerk und gut motiviert. Später wird sich zeigen, was es heißt gute Leute zu haben, gute Leute. Kurze Einweisung für alle, was kommt in den Eimer, was landet auf dem Boden, dann geht´s los. Die ersten Terrassen auf Höhe der Hofener Straße sind bald gelesen, weiter oben im Hang werden die Eimer in eine blaue Wanne gekippt, die ich mit der Einschienenbahn runter bringe. Das Wetter ist sensationell und schon ist es kurz vor 12Uhr, gelesen ist aber gerade mal die Hälfte des Weinbergs. Das war´s zu meiner Ankündigung, um 12 fertig zu sein und zu vespern. Die Mannschaft nimmt´s mit Gelassenheit, das wird nicht die einzige Sache sein, die ich heute noch lernen werde. Dann ist der erste 1100 l Zuber voll und im zweiten auf dem Hänger sind auch schon einige Eimer gelandet als die Frage diskutiert wird, ob mein 70PS Caddy die Fuhre vom Fleck bekommt. Zugegeben, diese Frage hatte ich mir auch schon gestellt. KOnnte sie aber bei der Menge an organisatorischem Kram und Telefonaten gut verdrängen. Die Lösung ist Lesehelfer D., der mit dem 140PS Skoda, die Trauben in die Kelter spediert. Schwein gehabt. Da die Mannschaft nun die Eimer nicht mehr geleert bekommt, gibt´s erstmal Vesper und einen Schluck Trollinger. Die Grundlage eines ordentlichen Vespers nach anstrengender Arbeit sind gehaltvolle Leckereien wie Kartoffelsalat (von meiner Mutter frisch gemacht), Fleischküchle (vom Metzger) und Kuchen (von Katja). Als wir von der Kelter kommen hat die Mannschaft anständig gegessen und lässt sich gut gelaunt ein zweites Mal den Hang hochtreiben um den Rest zu holen. Ungezählte Eimer später ist der letzte Trauben gelesen, die Freunde mit strahlenden Gesichtern und roten Backen. Und alle bestens gelaunt von der Arbeit an der frischen Luft – mannomann, ich bin mörderstolz auf meine Truppe. Die zweite Fahrt zur Kelter schaffe ich dann alleine, um sechs stehe ich daheim unter der Dusche, um sieben schlafe ich ein. Was für ein Tag …….