Zweiundzwanzig Jahre sind eine schiere Ewigkeit im Sport, nicht das kaum ein Sportverein das 10-jährige Bestehen nicht erreichen würde, es sind die Kleinveranstaltungen die wenig Bestand haben über einen derart langen Zeitraum. Eine der erfolgreichen ist die Plüderhäuser Hügeltour, die am vergangenen Wochenende zum 22. Male veranstaltet wurde. Es handelt sich um eine RTF, also eine Radtouristikfahrt die in Plüderhausen gestartet wird und über verschiedene Kurse mit unterschiedlichen Längen und Höhenmeter geführt wird. Raimond und ich hatten uns für die große Runde entschieden und entsprechend früh die Wecker gestellt. Nämlich auf sechs, eben wie zu einem normalen Arbeitstag in der Praxis auch. Sonntags. Treffpunkt ist an der Schwabengarage, Kollege kommt pünktlich und hat ein ordentliches Schlafdefizit im Gepäck, was sich an sehr kleinen Augen und einer leicht verwaschenen Aussprache erkennen lässt. Überhaupt ist wie bei einem alten Ehepaar auf Ausflug: der eine sitzt im am Steuer, der andere kennt (meistens) den Weg. Und schmiert die Brote. Kurz vor Waiblingen läßt sich Fahrer einen snack anbieten und ist daraufhin hellwach und vor allem wieder zu verstehen.
Das wichtigste an einer RTF: das Wetter. Es soll trocken bleiben bei rund 12 Grad im Durchschnitt. Armlinge und Beinlinge an, Kärtchen kaufen und los. Die Hügeltour ist Teil der Vorbereitung auf Frankfurt, deshalb die 170er Runde mit kräftig Höhenmetern. Die Streckenführung lässt keine noch so kleinen Rampe aus, denn, Hand aufs Herz, echte Berge mit langen Anstiegen gibt das Gelände nicht her. Es geht durch den Welzheimer Wald („Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald“) Richtung Heilbronn, der Wendepunkt ist bei Untergruppenbach. Die Strecke ist annährend verkehrfrei auf wenig befahreren Sträßchen und Fahrradwegen und geht entweder rauf oder runter. Hügeltour eben. Kleine Höhepunkte auf der Runde: die Verpflegungsstellen. Radfahren macht hungrig, weshalb bedenkenfrei alles gegessen werden, was reinpasst. Belegtes Brot, danach Banane, getrocknete Aprikosen und zum Nachtisch Haribo. Und noch ein Balisto in die Tasche für den kleinen Hunger zwischendurch. Irgendwann sind wir an der Kontrollstelle in Beilstein und uns einig nach einem ewigen bergauf bergab mitten in Trollinger, Riesling und Sylvaner: bitte keine Weinberge mehr. Überhaupt machen sich gewisse Längen bemerkbar, Zipperlein tun sich auf, die Gespräche schleppen sich dahin. Und das Wetter wird auch ungnädig. Regentropfen machen die Sache nicht gemütlicher, kalt wirds. 3o Klilometer weiter ändert sich wieder die Lage. Es sind nach und nach mehr Radsportler unterwegs, die kürzeren Runde werden aufgegabelt. Das fördert die Stimmung, „schau mal den Kerl“, „was für ein tolles bike“ und „die holen wir uns“. Und irgendwann gehts wieder Richtung Berglen, die letzte Rampe vor dem Ziel. Dort scheint inzwischen die Sonne, die vertrauten Bänke im bekannten Orangeton sind aufgestellt, Weizen wird getrunken, rote Würste gegessen. Ein Kuchen zum Nachtisch, bis nächstes Jahr.
2012 wird die Hügeltour wieder auf einer komplett neuen Strecke ausgetragen, im Jahr darauf dann in der Gegenrichtung. Auch das hat Tradition in Plüderhausen: die Abwechslung. Bestimmt auch ein Grund warum nach 22. Jahre kein Ende in Sicht zu sein scheint.