Kälte, Nässe und Schnee. Die Katze stellt um: vom gewohnten herbstlichen schlafen (tagsüber) und Mäuse fangen (nachts), auf winterliches schlafen (tagsüber) und schlafen (nachts). Dazwischen kurze Blicke in den Napf. Am Wochenende gut angenommen: die Reste vom gedämpften Schweinebauch (via hier).
Katze
Unsere Katze beim Tierarzt
Der Donnerstag-nachmittag ist seit Jahr und Tag frei und wird üblicherweise mit einer kleinen Sporteinheit gefeiert. Der Klassiker: eine Stunde schwimmen im Sonnenberger, Warmbadetag. Auf dem Heimweg dann ein kurzer Anruf zu Hause. Katja hat einen Termin beim Tierarzt vereinbart, die Katze kneift das linke Auge zusammen. Willst du gehen? Mit der Katze zu Dr. Ernst ist eine Art Hochamt, ich werde rechtzeitig heimkommen und sage deshalb zu. Nein, ich besteh darauf. Aber der Reihe nach.
Kurz vor Abflug zu Dr. Ernst. Noch ist Mieze ganz entspannt und döst auf der Decke vor sich hin obwohl die blaue Katzenkiste direkt vor ihrer Nase steht. Katja mach den Deckel auf, ich greife beherzt nach der Katze. Zähes Ringen mit vier Kilogram Fell mit Muskeln drunter. Im Sommer würden jetzt büschelweise Haare durchs Zimmer fliegen, im Winter ist das netterweise kein Thema. Im dritten Versuch ist der Deckel drauf, die Katze miaut zum Steinerweichen.
Im Wartezimmer. Die Katze miaut immer noch jämmerlich aus der Transportbox. Gegenüber sitzt ein Päarchen geschätzte MItte Dreißig mit sonem dünnen beigen vielleicht Windhund? Davor ein kleiner Arno Jacobsen Superellipsen-Tisch mit Adventskranz drauf, eine Kerze brennt. Im Hintergrund die prima Holz-Plastik mit dem Mann und dem Hund der Angst hat. Jedenfalls hat er den Hund an der Leine, sie sitzt daneben. Mit der Zeit fällt mir auf, daß der Hund etwas dunkler abgesetzte Schlappohren hat, genau im Farbton der Strähnchen des Besitzers. Zufall?
Im Behandlungszimmer. Die Box steht auf dem Untersuchungstisch, die Mitarbeiterin schließt vorsorglich das Fenster. Frau Dr. Ernst tritt ein. Ein Musterbeispiel von guter Laune, freundliche Begrüßung, Neugierde ob des Anliegens. Deckel auf, Katze raus. Sitzt auf dem kalten Tisch, keine Bewegung. Frau Dr. Ernst nimmt als erstes die Temperatur, „die ist vollkommen in Ordnung“. Dann zum Auge. Die Mieze rührt sich nicht von der Stelle, auch nicht als zum Abschluss erst Frau Dr. Ernst und dann ich mit dem Otoskop in die Lauscher schauen. Ein Schwatz nebenher:
Frau Dr. Ernst: „Holt sie sich auch Mäuse?“
ich: „Regelmäßig“
„Ja, dafür ist sie jetzt im besten Alter. Als unsere Katzen Felicitas und Charlotte in diesem Alter waren… “
Nun, Charlotte heißen zwei Kolleginnen-Töchter und unsere Lieblingszahntechnikerin hat erst im Februar diesen Jahres eine Felicitas entbunden …. Warum müssen Viecher Menschennamen haben?
Dann gibt es noch etwas Salbe ins linke Auge und die Empfehlung, dies zweimal täglich zu wiederholen. So müsste es in einer Woche ausgestanden sein. Kein miauen auf dem Heimweg – als ich zu Hause den Deckel wegnehme, hupft das Tier entspannt aus der Box um ganz gemütlich eine Runde um die Schränke zu schleichen. Lässt sich ausgiebig herzen. Keine schlechte Laune, kein Nachkarteln, einfach ein Traum von einer Katze.
hier geblieben!
Hier geblieben. Und allerhand Zeug erledigt. Morgens schön Kaffee und Tee und SZ. Dann in den vier Wänden getan und gemacht. Den Garten auf Vordermann gebracht. Meine liebe Frau unterstützt. In der Praxis gewerkelt. Geschwommen. Gelaufen. Gekocht. Viel gekocht. Natürlich gelesen. Was fürs Tier besorgt. Jetzt ist der Urlaub rum …. selten dem „zweiten“ Halbjahr so aufgeräumt entgegen gesehen. Zweiter und letzter Teil des Sommer-Beitrags im zahnblog.
gute Laune
Die Arbeit in der Praxis beginnt an 10 von 10 Tagen mit einer Besprechung des anstehenden Tagesprogramms. Mein Gedächtnis für Namen ist jedoch derart lausig, daß ich mir unter vielen Namen nichts vorstellen kann. Bei meinen Mitarbeiterinnen ist das anders. Irgendjemand fällt immer eine Stichwort zu dem betreffenden Patienten ein. Dann der Nächsten, so lange bis bei mir der Groschen fällt. Bei Frau S. und ihrer Tochter schütteln jedoch alle drei die Köpfe. Also Blick in die Karte: Endo vor einigen Jahren, seither nicht mehr gesehen.
Als ich dann einige Stunden später ins Zimmer komme, hat Frau S. es sich in der Ecke gemütlich gemacht, die Tochter auf der Behandlungsliege. Freundliche Grüße, Lachen, gute Laune pur. Und auf einen Schlag ist alles wieder da. Denn es war so ziemlich die unterhaltsamste Wurzelbehandlung in 8 Jahren Überweisertätigkeit. Zur Vorgeschichte: Die Tochter leidet seinen einigen Monaten an Zahnschmerzen, zu guter letzt wird die Überweisung empfohlen. So kommen die beiden zu uns, die Tochter mit dem bösen Zahn, gebracht von der Mutter, Tierärztin und gut gelaunt, vom Scheitel bis zur Sohle. Anamnese, Anästhesie und Kofferdam, bald rauscht leise der Lüfter des OP-Mikroskops. Nachdem die Gattin und ich eine Katze hertun wollen, ist rasch ein Thema gefunden, zu dem Frau Tierärztin einiges zu sagen hat – während ich die Wurzelbehandlung voranbringe, bekomme ich einen amüsanten Vortrag rund ums veterinärmedizinische, gespickt mit Lustigkeiten, schrägem Zeug und allerhand Menschlichem. Dazwischen das cell, Frau S. vertröstet die Besitzerin von Tier Calimero auf später. Es ist zum Niederknien. Nach eineinhalb Stunden habe ich fast Tränen in den Augen und die Tochter eine perfekte Wurzelfüllung in ihrem Backenzahn.
Der recall fällt etwas kürzer aus, doch nicht weniger heiter. Thema ist das Pferd der Tochter und Stutenbisse auf der Weide. Die Tochter verteidigt entschlossen ihr Prachtstück, die Mutter besänftigt milde. Die Zähne bleiben Nebensache – wieso auch nicht, sei ja alles soweit in Ordnung. Wir machen ein Bild (oben) und nicken ab. Und freuen uns auf den nächsten Besuch und mehr von dieser ansteckend guter Laune.
Katze
Unsere Katze steht auf Fisch – Seelachs ist günstig und wird gerne genommen, Haut vom Lachs scheint eine Delikatesse zu sein, die in Windeseile verhaftet wird. Zum samstäglichen Einkauf gehört normalerweise der Abstecher zu Feinkost Stock in Stuttgarts Markthalle. Dann ordere ich zusätzlich zu Muscheln, Oktopus oder Thunfisch für unser abendliches Mahl etwas für die Katz, ein Stück Filet etwa, oder eine Lachshaut.
Gerner: „So, und jetzt noch was unsere Katze.“ Ich schaue nach dem Preis des Seelachs und der Größe der Filets.
Verkäufer, mit wissender Miene: „Also Seelachs mögen sie gerne die Katzen, das wird immer genommen. Wir haben aber auch einen Kunden, der nimmt immer Lachshaut mit, das fressen sie demnach wohl auch gerne“.
Noch ein Gourmet-Tier in Stuttgart oder ….?
Das feine Schnurren und gelegentliche leise Miauen gehört zu den spärlichen Lautäußerungen des haarigen Tieres. Doch seit zwei Tagen kein Laut. Kein Schnurrer und schon gar kein Miau. Stattdessen frisst sie nicht und streckt dauernd den Hals. Da stimmt was nicht und wenig später leiden wir mit. Am Sonntag dann ein Anruf beim Tierarzt. „Ja,“ sagt die freundliche Tierärztin am Telefon, „den Katzen bleibt gerne was im Hals stecken. Ein kleiner Knochen, irgendwas. Gehen sie am Besten morgen früh zu Ihrem Haustierarzt.“ Wir sind verblüfft. Bleibt gerne was im Hals stecken. Na sowas. Am Montag dann der Besuch beim Veterinär. Auf der Rechnung steht später Laryngoskopie und ein dreistelliger Euro-Betrag. Dafür frisst die Katze bald wieder und schnurrt ganz fantastisch. Und ab und zu gibts wieder ein Miau.
Katze Minka

Nach Ortasee dann Riviera – 30 Grad plus und das komplette Programm mit Strand, Wellen und Ombrellone. Donnerstag. Wir hatten drei Nächte gebucht und verhandeln gerade die Modalitäten der Heimfahrt über Alba und eine den Urlaub abschließende, zweitägige Wanderung entweder in den Bergen (ich) oder im Schwarzwald (die Gattin). Am Abend dann ein Anruf von unseren Pensionsgästen und Beherrschern des wilden Tieres. Die Katze hätte sich noch am Mittwoch pünktlich zu den Mahlzeiten eingefunden und sei auch ansonst sehr anhänglich und pflegeleicht. Am heutigen Donnerstag leider Fehlanzeige – es sei keine Katze mehr zu sehen gewesen. An der Riviera mach sich Nervosität breit. Wenn das wilde Tier in irgendeiner Form zuverlässig ist, dann in der Einnahme der Mahlzeiten. Die Fütterungen gegen 8 und um ca. 18 Uhr sind Pflichtprogramm, der Rest unterliegt gewissen, nicht nachvollziehbaren Katzenlaunen. Freitag. Vormittags dann ab ins Piemont. Wir versuchen uns gegenseitig die Situation schönzureden. Klar kommt die Katze heute wieder nach Hause, wieso nicht. Einer von uns fährt, der andere starrt auf das Mobiltelefon. Kein Anruf, keine sms, keine Katze. Nachmittags in Alba kehrt Zuversicht ein. Heute abend kommt mit Sicherheit die sms, dann wird alles gut. Noch etwas wandern wo auch immer, am Montag wieder in Stuttgart, ab Donnerstag arbeiten – die Welt ist dein Freund. Wir entscheiden uns für einen Zwischenstopp am Ortasee, Freitag-nachmittag noch etwas baden und abends eine Pizza in Pettenasco. Dann kommt bestimmt die alles-ok-sms und alles wird gut. Aber keine Katzen-sms weit und breit. Wir rufen an. Unsere Katzenaufpasser sind am Boden. Verzweiflung. Wir beruhigen und sind selber deutlich angefressen. Samstag. Am Samstag-morgen die Gattin in Tränen. Ich habe die halbe Nacht wachgelegen und beschlossen, am Morgen direkt heimzufahren. Eine letzte Latte mit Brioche an der Grenze hinter Cannobio, ciao bella Italia! Nachmittags sind wir wieder in Stuttgart, unsere beiden Haus- und Katzenaufpasser sind am Ende. Und wir auch. Erste Gespräche mit den Nachbarn, Patroullien in der Umgebung, Auto ausladen. Keine Katze. Sonntag. Am Morgen Abreisszettel in der Umgebung aufhängen, nachmittags Handzettel ausdrucken und verteilen, mit den Nachbarn verhandeln. Keine Katze weit und breit. Abends koche ich eine Kleinigkeit, abwechselnd starren die Gattin und ich auf die Terrassentür. Weltuntergangsstimmung. Plötzlich zeigt die Gattin auf das Fenster in meinem Rücken, den Wahnsinn in den Augen: Die Katze ist zurück. Jubel, Tränen, sms an die Katzenaufpasser. Die letzten drei Urlaubstage werden der Genuss schlechthin: Lesen, sporteln. Katze.
Zweiter und abschliessender Teil des Sommer-Beitrags im zahnblog.