Pâtissèrie-Kurs bei Alexandra Lang, Pâtissière des Jahres 2010 im Hotel Residenz, Meersburg.
Freitagabend. Mit der Gemahlin gut zu speisen ist Entspannung pur. Am Nebentisch ausgelassene Stimmung, acht Gäste in Feierlaune. Eine Art come-togehter-party vor dem Vertriebs-workshop am darauffolgenden Morgen, wie sich später herausstellen wird. Zu Beginn leichte Irritation bei uns, geht das auch leiser? Die Witze des Otto-Waalkes-Mannes werden immer besser, mittlerweile auch mit lauter Stimme vorgetragen und gut zu verstehen. Wir beginnen zu lauschen. Der andere Tisch hat sich ebenfalls von eigenen Themen verabschiedet und geniesst zurückgelehnt die Darbietung. Zum Desert, einem warmen Schokoladen-Brownie mit Gewürzragout und einem Klecks Vanilleeis gönne ich mir einen herrlichen Eiswein. Derweil wird am Vertriebs-Tisch der letzte Kracher gezündet und wir hauen uns auf die Schenkel vor Lachen. Wann gabs zuletzt solch unverschämt gute Witze?
Samstagvormittag. Alexandra Lang´s Pâtissèrie-Kurse sind gut gebucht. Beim letzten kamen wir einen Augenblick zu spät, sie räumt einen Sonderkurs ein und wir sind dabei. Und noch sechs andere. Bald wir geschnibbelt und gerührt – Frau Lang immer dazwischen und ruhig erklärend, alle Zwischenfragen beantwortend, milde lächelnd. Tatsächlich erscheint alles wesentlich einfacher als gedacht. Wären da nicht spezielle Zwischenschritte, auf die man so mir nichts dir nichts nicht kommt. Die Schokolade erst leicht erwärmen, Sahne darunter ziehen, im Eisbad abkühlen, in den Spritzbeutel füllen, kleine Kleckse aufs Backpapier zaubern und das Ganze im Eisfach runterkühlen. Fertig ist das Innere der Schoko-Beignets …..
Kurzer Gang durch die Küche, wo Sternekoch Manfred Lang gerade eine appetitliche Soße passiert. Freundlicher Gruss, jaja die Soßen seien ein halbe Weltreise. Knochen rösten, ablöschen, einkochen. Röstgemüse ebenfalls aber separat. Eine Alkoholreduktion zubereiten, dies in die andere, dazu wiederum dasundjenes … Wenig später führt er mich in den mannshohen Kälteraum, wo seine ganzen köstlichen Kostbarkeiten auf ihren Einsatz warten. Regale voller Fonds neben hausgemachten Marmeladen, Soßen und eben alles das Herz begehrt. Darum auch die Auszeichung des Conseil Magistral des disciples d´Auguste Escoffier, die im Rezeptionsbereich des Hotel hängt ….
In der Pâtissèrie geht´s gerade an die Tamarillos. Ein intensiv rot lechtende Frucht, die zunächst ausgehöhlt, im Vanille-Sud leicht gegart und dann mit einem Exotik-Ragout gefüllt wird. Ist aber für später. Rasch werden noch einige Maracuja-Souffles gezaubert, ein Kokosespuma dazu – mittlerweile ist es 13 Uhr. Zeit fürs Mittagessen. Lang und seine Mannschaft haben eine köstliches Zürcher Geschnetzeltes für uns gezaubert, dazu einen weißen Pfälzer (Takatuka von Schneider, Ellerstadt) und das selbstgemachte Tamarillo-Desert dazu. Von deutlich bitterem Geschmack handelt es sich aber eindeutig nicht um einen Gaumenschmeichler, man könnte eher von einer Erweiterung des Geschmackssinne sprechen ;-))
Fazit. Pâtissèrie-Kurs sehr lohnenswert, auch dürften die anderen Kurse von Lang sehr interessant sein. Und speisen läasst es sich ebenfalls sehr gut im Hotel. Die Gerichte des Goumet-Tempels Casalla standen uns leider nicht zur Verfügung, geschmorte Rindsbacken und Felchen von der Karte des Residenz-Restauarnts waren von ausgezeichnter Qualität und perfekt zubereitet. Zimmer sehr gemütlich, Blick über den See, Frühstück fantastisch.