Nicht selten treten während oder nach Wurzelbehandlung Schmerzen auf – das trifft auch für Behandlungen in unserer Praxis zu. Das Spektrum reicht von milden Unannehmlichkeiten bis zu starkem Zahnweh. In der Mehrzahl der Fälle reagieren diese Schmerzen gut auf rezeptfreie Schmerzmittel, meist verschwindet das Problem binnen 2 oder 3 Tagen wie es gekommen ist. Allerdings: Diese Beobachtung gilt für unseren Behandlungsstandard und lässt sich nicht auf jede andere Behandlung übertragen. Denn: Wurden beispielsweise nicht alle Wurzelkanäle sorgfältig behandelt, sind schwerwiegendere Komplikationen nicht ausgeschlossen.
Klassiker des Themas Schmerzen nach Wurzelbehandlung wegen nicht behandelter Wurzelkanäle sind obere Backenzähne. Das liegt zunächst am Zugang zum Behandlungsfeld. Sind Behandlungen an einem oberen ersten oder zweiten Backenzahn grundsätzlich schwieriger als bsp.weise an Frontzähnen, so nehmen die Schwierigkeiten im Rahmen einer Wurzelbehandlung in punkto Übersichtlichkeit nochmals deutlich zu. Einfach formuliert: Man sieht wenig und verläßt sich mehr auf Gefühl und Wellenschlag. Von der erforderlichen Fingerfertigkeit auf engstem Raum ganz abgesehen. In unserer Praxis sind Kofferdam-Abdeckung und Operationsmikroskop Standard in der Wurzelbehandlung. Mit Geduld und viel Erfahrung lassen sich damit auch schwierige Behandlungen mit gutem Ergebnis duchführen.
Behandlung eines oberen zweiten Backenzahns. Im Röntgenbild nach Abschluß der Wurzelbehandlung sind drei Stifte zu erkennen, die zunächst für drei wurzelgefüllte Kanäle stehen. Während zwei Stift gleich grau sind, ist ein anderer Stift etwas heller. Evtl. ist eine Wurzelfüllung etwas zu lang und schaut über die Wurzelspitze hinaus. Das läßt sich alleine durch konventionelles Röntgen nicht klären, es spielt aber für das klinische Ergebnis keine Rolle. Der Zahn ist beschwerdefrei.
Unter dem Operationsmikroskop stellte sich der Fall etwas anders dar. Auf der Außenseite des Zahnes, in der Fachsprache buccal genannt, konnten drei Kanäle dargestellt werden. Typischerweise verfügt die vordere der beiden äußeren Wurzeln, „mesiobuccal“, über zwei Kanäle, die oft im Bereich der Wurzelspitze zu einem Kanal verschmelzen: Das ist das Geheimnis des sog. vierten Kanals (Pfeil). Der vierte Kanal ist ein zusätzlicher Kanal der mesiobuccalen Wurzel und wird oft übersehen und damit nicht behandelt. Der hintere äußere Wurzel verfügt normalerweise über einen Kanal. Nicht im Bild ist der Kanal auf der Gaumenseite des Zahnes, palatinaler Kanal genannt. Das liegt am Bildausschnitt der Kamera, die bedingt durch die starke Vergrößerung nur einen sehr kleinen Ausschnitt des Sichtfensters abbildet.
Im folgenden Bild sind die drei äußeren Kanäle mit dem orange eingefärbten Wurzelfüllmaterial Guttapercha gefüllt. Die Wurzelfüllung ist röntgendicht, d.h. der Film wird nicht beichtet, das Bild bleibt an dieser Stelle weiß. Je dicker die Füllung desto weißer das Bild. Die beiden im Bild rechts gelegenen Kanäle sind im Bild als ein Kanal zu sehen. Das ist der Grund weshalb der eine Stift, im Röbi oben links gelegen, etwas heller ist als die anderen beiden. Der nächste Schritt ist der Aufbau des Zahnes mit einer dentinadhäsiven, also dicht mit dem Zahnbein verklebten, Füllung aus Kunststoff. Gut erkennbar ist die saubere, frei von jeglichen Verschmutzungen gereinigte Oberfläche (Zahnbein oder Dentin), was elementar wichtig ist für die sichere Verklebung und damit den dichten Verschluß des Zahnes. Die Behandlung im Rahmen einer Überweisung ist jetzt abgeschlossen. Gemessen an dem großen Substanzverlust der Zahnkrone durch Karies und nachfolgender Behandlung empfielt sich hier die Überkronung des Zahnes. Das wäre dann die Aufgabe des überweisenden Zahnarztes.


