Wecken dann also um 4 Uhr. Zähneknirschend gebe ich die Zahlen ins Handy ein und wir machen das Licht aus. Das wären dann gerade mal 6 Stunden Schlaf. Bis es dann soweit ist, geht gut eine Stunde rum, den nächsten Landgasthof bitte ohne mißtrauischen Hofhund oder -beleuchtung, die direkt ins Zimmer scheint. 4 Uhr 30 machen wir uns auf den Weg zum Start, noch ist es stockdunkel und meine Gefühlslage ist irgendwo zwischen Hoffen und Bangen. Die mitfahrende Gattin entschließt sich zur positiven Unterstützung. „Wird schon!“ Das Programm bis zum Start um 7 Uhr 30: Soviel frühstücken wie geht und ein leichtes warm-up bevors losgeht, in der Fachsprache „Anschwitzen“ genannt.
Das Frühstück aus Müsli, kalten Nudeln und heißem Ingwertee ist drin, das Aufwärmen absolviert. Also rein in den Neo. Verabschiedung von der Gattin. In der Wechselzone ein wohlgeordnetes Chaos an Teilnehmern, die nervös die Fahrradschläuche überprüfen oder einfach in der Ecke liegen und zu entspannen versuchen. Oder noch einen letzten Riegel reinziehen. Einer läuft mit weißen Schläppchen an mir vorbei, clever, der hat jetzt wenigstens keine kalten Füße. Wozu diese Stoffdinger aus Hotel gut sein können … Irgendwann geht alles ganz schnell, meine Startgruppe wird aufgerufen, Brille auf, Schwimmkappe drüber. Rein ins Wasser, abgehts. Ohne den gewohnten Strich am Boden gerät geradeaus schwimmen zur Doktorarbeit, gut, das bald der Wechsel aufs Rad ansteht. Im Wechselzelt eine Bullenhitze, überall schälen sich die Sportler aus den Anzügen, dazwischen helfende Hände bereit, die schwarzen Dinger in die Tüten packen, Compressionsshirts zurechtzuzupfen und noch schnell Riegel in die Taschen zu stopfen. Die Radstrecke besteht aus zwei Runden, angekündigt sind insgesamt 900 Höhenmeter. Was mir als erstes auffällt: alle sind schneller als ich. Obwohl ich oft komfortable 30+kmh auf der Uhr stehen habe, bin ich offensichtlich recht langsam. Nachdem sich die Radrunde aber doch noch etwas zieht, halte ich meine Körner zusammen und versuche den 30er Schnitt zu halten. Auf der zweiten Runde dann Langeweile. Ich kurble still vor mich hin, werde immer noch bevorzugt überholt und überlege mir Dinge wie: noch ein Viertel bis zur Hälfte der zweiten Runde oder kurz: ziemlichen Mist. Blicke in die Landschaft. An einem Kuzifix ist ein kleines Schildchen angeschraubt: Mensch, denke an den Tod. Ein Ort heißt Schwimbach. Am Feldweg steht: Kein Winterdienst. Klar, wozu auch. Die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr haben eigentlich irgendeine Ordnungsfunkton entlang der Strecke, spielen stattdessen aber Karten unter einem Sonnenschirm. Recht so. Und zwischen dem Gucken, Schmunzeln und Wundern über das hohe tempo der anderen: Riegel, Gel, Wasser, Iso. Und Bananen. Viele Bananen. Wechsel auf die Marathonstrecke. Es geht durch ein Kieferwäldchen an den Main-Donau-Kanal. Was mir als erstes auffällt: alle sind langsamer als ich. Am Kanal dann zunächst einmal runde 8 Kilometer hoch und zurück, dann 10 Kilometer runter und zurück. Oder anders gesagt: die Strecke ist recht übersichtlich. Alle zwei Kilometer Verpflegung. Zwischen den Stationen überlege ich mir das Menü für die kommende. Zum Beispiel: Iso mit Banane oder Cola mit Banane. Oder das Gel kurz vor der Station einwerfen, mit Wasser runterspülen und zum Nachtisch Banane. Oder doch einen halben Riegel? Mittlerweile habe ich 10 Stunden auf der Uhr, fühle mich gut und würde gerne das Tempo etwas anziehen. Gleichzeitig spüre das zerbrechliche Gleichgewicht in den Oberschenkeln: Mehr Tempo geht nicht, auch wenns die 130er Herzfrequenz hergeben würde. Bei Kilometer 39 den letzten Schluck verdünnte Cola, die letzte ….. Und danach nie wieder Bananen.
Nach einem Jahr Vorbereitungszeit und 11:24 h bin ich im Ziel. Gesund, glücklich, zufrieden.