Karies ist nach heutigem Verständnis eine multifaktorielle Erkrankung, die sich vermeiden lässt. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einem Mineralverlust in der Zahnoberfläche und darunterliegenden Schichten, was später zur Bildung einer Kaviät führt, vom Volksmund Loch genannt. Willoughby D. Miller (1853-1907), ein amerikanischer Zahnarzt der zeitweise in Berlin lebte, gilt als ihr Entdecker. In seiner bahnbrechenden Studie The Microorganisms of the Human Mouth“ wies Miller 1890 nach, das Bakterien der Mundhöhle in der Lage sind Säuren zu bilden, welche Zahnschmelz auflösen können. Dazu bebrütete er in einem einfachen Experiment kohlehydrathaltige Speisen mit Speichel bei 37 Grad und erhielt so Milchsäure. Die Ursache der Zahnfäule war gefunden. MIller gab damit auch wichtige Impulse für eine vorbeugende, präventiv ausgerichtete Zahnheilkunde, die freilich zunächst eine sehr spezielle Ausrichtung hatte. In der Absicht, den säurebildenden Bakterien Herr zu werden, kamen starke Desinfektionsmittel zum Einsatz. MIller entwickelte beispielsweise eine Mundspüllösung deren Wirkstoff ein keimtötender Extrakt aus einer Zigarre war. Andere experimentieren mit Formaldeyd, dessen desinfizierende Wirkung bis heute unbestritten ist.
Über hundert Jahre später hat Miller´s Kariestheorie nicht an Aktualität verloren. Wichtig: Die Erkrankung mit Namen Karies ist vorhanden bevor es zur Bildung eines Lochs im Zahn kommt. So steht am Beginn eine vergleichsweise harmlose Demineralisation, die im Verlauf jedoch auch zu Wurzelbehandlung oder zum Verlust des tiefzerstörten Zahnes führen kann. MIt Hilfe geeigneter Maßnahmen können früheste Phasen behandelt und tatsächlich geheilt werden. Dazu gehört zu allererst eine sorgfältige Mundhygiene, die darauf abzielt, Zahnbeläge möglichst vollständig zu entfernen. Denn im Unterschied zu MIller gelten die Bemühungen der Mundhygiene heute nicht den frei beweglichen Bakterien im Speichel, sondern den direkt auf dem Zahn sitzenden Bakterien in der Plaque, deren Säuren den Zahnschmelz entkalken. Das Verdienst der Entdeckung des Zahnbelags gebührt jedoch einem anderen: sie wird James Leon Williams (1852-1932), zugeschrieben, einem amerikanischen Zahnarzt und Photoamateur.
Die Klassiker ausm zahnblog im Überblick: