Eine komplette Trainingssaison ohne gebührenden Abschluss sollte es dann doch nicht sein. Deshalb Wiesbaden gebucht, in der zum vierten Mal eine Ironman light-Version über 70,3 Meilen stattfinden soll, oder etwas einfacher: einen halber Ironman. Das klingt zunächst nach einer lösbaren Aufgabe. 1900 Meter zu schwimmen gehen eigentlich immer, mit Neo erst recht. Dananch ein 90er Rad, ordentliche Trainingsrunde, und der Halbmarathon als dritter Teil der Übung. Bleibt nur noch der Zieleinlauf. Soweit die Theorie. Während die vergangene Woche warm und sommerlich daher kam, war für den Sonntag Wetterumschwung angekündigt. Und die Wettermänner sollten recht behalten. Regen im Triathlon-Wettkampf erfährt ungefähr die gleiche Sympathie wie ein näsendes Ekzem oder ein juckender Hautausschlag. Und das liegt vor allem an dem Umstand, das Radfahren bei Regen eine trostlose Angelegenheit ist. Zunächt weil das kostbare Rad nass wird. Das Wasser Dreck in die Lager befördert, die Kette mitnimmt, die Schaltung stresst, eben einfach alles mitnimmt. Dicht dahinter liegt die Sturzgefahr kombiniert mit einer lausigen performance der Bremsen, unmittelbar gefolgt von nassen Schuhen und Socken und darin die gefühllosen Zehen, schmerzend um Erbarmen flehend. Regen und Radfahren gehören also nicht zusammmen. In Wiesbaden kommt es dann so, wie es kommen mußte. Schwimmen und Laufen bei trockenen und mit rund 20-21 Grad angenehmen Temperaturen, die Radfahrt hingegen ein Opfer des Wassers. Ein Höhepunkt zweifelsohne Kilometer 60 bis 70, als der Regen so stark runterprasselt, daß selbst das Fauchen der Laufräder nicht mehr zu hören ist. Und der Rest? Während in Roth das Wechselzelt in der Zone 1 mit Teilnehmern und Helferen dicht gefüllt war, verlieren sich in W. nur eine handvoll Jungs, die sich alleine in Compressionssocken zwängen oder mit klammen Fingern enge Oberteile auseinaderwursteln. Nur keine Aufregung. Die scheint ansteckend zu sein. Jedenfalls greife ich gemütlich zum Handtuch um mich abzutrocknen, es ist ja noch früher vormittag und etwas frisch. Hinterher staune ich über meine lausige erste Wechselzeit. Die Laufstrecke im Kurpark gleicht, vom Regen nett aufgeweicht, teilweise einem Schlammloch. Einige Teilnehmer sehen entsprechend ramponiert aus, die Beine bis hoch von einer zähen Dreckschicht verkrustet. Andere laufen auch mitten durch und bleiben wie aus dem Ei gepellt. Wie geht bitte das? Im Ziel bin ich superstolz auf die 33 Minuten fürs Schwimmen (jene reichen immerhin für Platz 34 unter 302 Alterklassenkollegen) und einen habhaften Halbmarathon im Schnitt von 4:59 Minuten/Kilometer.
Fazit: Wiesbaden ist ein Klasse-Wettkampf. Die Radstrecke durch den Taunus ist ebenso anspruchsvoll wie kurzweilig. Es gilt 1500 Höhenmeter zu reißen, in, wie´s denn so heißt, landschaftlich reizvoller Umgebung. Ohne dichten Regen müßen die Anstiege in den Wäldern und die schmalen Täler traumhaft schön sein. Der Halbmarathon besteht aus vier Runden durch den Kurpark. Höhepunkte sind die Durchläufe vor dem Kurhaus mit Musik und Zuschauer, Gänsehaut pur. Organisation sehr gut, inkl. heiße Duschen. Bus-shuttle zum Schiersteiner Hafen (Schwimmstrecke) wunderbar, man kann das Auto getrost irgendwo stehen lassen und hat eine Sorge weniger.