Hotel gebucht, Auto gepackt, los gehts. Zwei Straßen weiter ein Geräusch, wie wenn ein kleines Steinchen im Reifenprofil klemmt. Nur feiner und irgendwie fieser. Leichte Unruhe. Dann die Reifendruckanzeige im Display. Auf dem nächsten Parkplatz dann weiterführende Diagnostik: der Reifen hinten links ist glühend heiß. Wir schaffens noch zu ATU bevor er zu brennen anfängt. Genau einen hat er noch im Vorrat, die Montage geht schnell – der Sommerurlaub kann beginnen.
Colmar – Museum Unter Linden. Grünewalds Isenheimer Altar, erschaffen zu Beginn des 16. Jahrhunderts – wir sitzen davor, eine gefühlte Ewigkeit, versunken in Staunen.
Ronchamp und La Tourette. Le Corbusier´s beide Sakralbauten, die Kapelle Notre-Dame-du-Haut auf einem Hügel oberhalb des Städtchens Ronchamp und das Dominikanerkonvent Sainte-Marie de la Tourette in Eveux unweit von Lyon haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Hier die organischen Formen der Kapelle, dort ein Objekt, welches ganz seinen, in den 20er Jahren formulierten fünf Punkten einer neuen Architektur entspricht und von außen betrachtet kaum an ein Kloster erinnert. Und doch entfalten beide unmittelbar nach dem Betreten ihre magische Wirkung von perfekten Räumen idealer Proportionen. Die zunächst zum Bleiben einladen, uns dann förmlich umschliessen, einen nicht mehr gehen lassen wollen.
Paul Bocuse. Wir sind in Lyon gelandet und fragen uns, Dinner bei Paul Bucuse oder nicht? Der Tisch ist dann rasch gebucht, das gute Tuch zufälligerweise von zu Hause mitgebracht. Die Auberge du Pont Collonges liegt außerhalb von Lyon, ich habe mir sowas wie „hinter der Brücke rechts und dann immer geradeaus“ gemerkt. Dieser Plan kommt rasch seine Grenzen, gut das an der haarigen Stelle ein kleines aber offizielles Schild am Straßenrand steht: Paul Bocuse 2km.
Dann die bunt bemalte Auberge, davor ein großer Parkplatz, ein livrierter Diener läuft auf das Auto zu und hält der Gemahlin die Tür auf. So geht es weiter bis zu unserem Tisch, begleitet von einem Heer dienstbarer Geister in stramm sitzendenden schwarzen Anzügen. Ein Apéritif, die Bestellung und bevor es losgeht der Meister persönlich. 86 Jahre alt, mit einem milden Lächeln im Antlitz geht er von Tisch zu Tisch, auf unzähligen Fotos verewigt. Nun nachdem die Champangergläser abgetragen werden, ändert sich langsam die Stimmung im Raum: die demütige Bewunderung weicht einer ansteckenden Heiterkeit, die von Tisch zu Tisch springt. Und wir werden das Gefühl nicht los, Teil einer raffinierten Inszinierung zu sein, in der das Essen nur ein Teil der Aufführung ist… Einmal im Leben!
Côte de Nuits. Das kleinste Weingut entlang der Côte de Nuits wird von Nathalie Vigot bewirtschaftet. Wir landen zufällig bei ihr, beim Abbiegen in eine Seitenstraße fällt uns am Straßenrand ein Barrique ins Auge, darauf eine Flasche und der Hinweis Dégustation. Im winzigen Verkostungsraum ein Kunde mit Kinderwagen, im Gespräch mit einer Frau, die uns freundlich begrüßt und Gläser nebst Proben anbietet. Nathalie Vigot bewirtschaftet einige wenige Zeilen in der AC-Lage Vosne-Romanée am Ortsrand und der Premier Cru-Lage „Les Petits Monts“, die Herstellung des Weins erfolgt in der etwas größeren Garage neben dem Verkostungsraum. Ich frage nach dem Weinkeller. Die Weinmacherin zeigt mir eine Leiter: die Garage ist unterkellert, darin ca. 10 Barriques Platz finden. That´s it. Ihre Weine Vosne-Romanée und Vosne-Romanée Premier Cru sind feine, sehr elegante und feingeschliffene Pinot Noirs, von denen wir uns nicht ohne Freude welche ins Auto laden :-))